Mit dem nettesten Chauffeur der Welt fahren wir in unserem schwarzen Kleinbus immer an der Elbe entlang, bis uns der Weg nach Meißen führt. Meißen, Meißen… Klar, Meissener Porzellan, das kennt man. Die entzückende kleine Stadt mit ihrer Burg, ihrem Dom und ihrer mittelalterlichen Altstadt kennt man aber irgendwie sonst auch nicht so richtig. Das muss sich ändern und so erhalten wir eine ausgedehnte Stadtführung, kreuzen den Marktplatz, steigen die Stufen zur Albrechtsburg und dem Meißner Dom empor und halten immer wieder inne. Meißen wurde im 2. Weltkrieg weitgehend von Angriffen verschont und so erstreckt sich eine beeindruckende Architektur durch den gesamten Stadtkern. Es ist urig, es ist rustikal und es ist heimelig. Wir erfahren außerdem die Geschichte über den Meißner Fummel, ein ganz besonderes Gebäck mit alter Tradition. Es schmeckt quasi nach Luft und nichts, aber darum geht es nicht. Die Geschichte ist schön, die Tradition sehr spannend und auch heute noch wird der Fummel gerne klassisch zur Hochzeit verschenkt. Das Brautpaar muss dann besonders darauf achten, dass ihr Fummel nicht zerbricht – das bringt sonst Unglück!
Die Menschen hier sind freundlich und sie sind stolz auf ihr kleines Städtchen und ihre Geschichte. Und sie halten zusammen – vor allem dann, wenn die untere Stadthälfte jedes Mal bei Elbhochwasser schweren Schaden trägt. Viele Geschäfte stehen leer, keiner will mehr mieten, keine Versicherung will noch versichern. In Meißen fehlt die Jugend. Und doch fühlen sich so viele Einwohner mit ihrer Stadt verbunden – in der Porzellanmanufaktur beträgt die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit mindestens 30 Jahre. Sie ist gleichzeitig der größte Arbeitgeber in der Region und ein wahrer Touristenmagnet. Man hat sich darauf eingestellt: neben einem Museum, das einen durch die Geschichte des Unternehmens führt, kann man im hauseigenen Café lokale Spezialitäten von feinstem Porzellan genießen.
Wir sind rechtzeitig zu Kaffee und Kuchen vor Ort und speisen wie die Könige. An einer eigens aufgebauten Tafel zwischen all den herrlichen Vasen und originalen Ausstellungsstücken genießen wir Kaffee, Tee und heiße Schokolade zusammen mit der originalen Meissener Torte, Dresdner Eierschecke und Quarkkeulchen von edlem Porzellan. Wir erfahren den Unterschied zwischen Untertasse (enthält die gleiche Füllmenge wie die Tasse selber und kann als solche verwendet werden) und Unterteller (hält die Tasse lediglich an Ort und Stelle) und lernen viel über die unterschiedlichen Dekore und Stilelemente. Meissener Porzellan bietet viel Klassisches, verschließt sich dem Modernen jedoch nicht. Mittlerweile gibt es sogar Möbel, Stoffe, Teppiche und Bäder. Die Kunden stammen häufig aus dem Nahen Osten, Osteuropa und China, die Preise haben es in sich. Doch nach einem Besuch in den Schauwerkstätten versteht man, warum eine einzelne Tasse 80 € und mehr kosten kann. Hier wird alles von Hand gefertigt. Das Rohmaterial stammt aus der Umgebung und das Porzellan wird komplett vor Ort hergestellt. In mühevoller Kleinarbeit, von eigens ausgebildetem Fachpersonal, das gekonnt kleine Porzellanflügelchen an Engelsfiguren klebt oder große Teller mit ruhiger Hand und feinem Pinsel mit dem berühmten Zwiebelmuster versieht.
Es ist mittlerweile kalt und dunkel geworden und wir müssen weiter. Es geht auf einen Weinberg. Weinberg? In Meißen, mitten in Sachsen? Tatsächlich gehört Sachsen mit etwa 0,2% Anteil am deutschen Weinbau mit zum kleinsten Gebiet überhaupt. Dennoch werden hier Besonderheiten wie etwa der Goldriesling angebaut. Anja Fritz begrüßt uns auf ihrem Mariaberg mit einer heißen Tasse Glühwein am Lagerfeuer. Wir sehen schemenhaft die Rebstöcke am Hang, während wir wohlig gewärmt um das knisternde Feuer stehen und Anjas Erzählungen lauschen. Eher durch Zufall ist sie zum Wein gekommen. Doch jetzt lebt sie ihn mit einer solchen Leidenschaft, dass man ihr nur gebannt zuhören kann. Im urigen Keller sitzen wir gemütlich und essen lokale Schinken- und Käsespezialitäten und Schmalzbrote (oder noch schöner: Fettbemmen!) und genießen dazu Anjas Weine. Was für eine Vielfalt an Aromen auf diesem kleinen Fleckchen Erde gedeiht! Die Preise sind etwas höher, als man sie vielleicht sonst trinkt, doch sind die leckeren Tropfen es definitiv wert. Auf der Rückfahrt entlang an der Elbe sinnieren wir über den schönen Tag und die leckeren Genüsse, die wir erleben durften.
Wir ruhen uns kurz im Hotel aus und machen uns fit für unseren nächsten Programmpunkt: Kochen mit Georg Bauch, DEM Testimonial der “So geht sächsisch“-Kampagne und kulinarischem Lokalpatriot. Doch wir kochen nicht irgendwo, sondern am Dresdner Flughafen! Wie ich eingangs erwähnte, wirkt der Flughafen ziemlich klein, doch am Abend, wenn nichts los ist und man in einer kleinen Gruppe kocht, ist er doch ganz schön groß und ein bisschen unheimlich. Doch Georg ist ein super Typ – zusammen mit ihm dürfen wir brutzeln und hacken und schnippeln. Wir sind alle ein bisschen erschöpft von der Tagestour und so serviert er uns die Gänge, nachdem wir sie alle zusammen vorbereitet haben. Es gibt Gans und Forelle, Dresdner Stollen in einem Parfait, Navetterübchen und Maronensuppe. Vieles ist regional, einiges aber auch neu interpretiert. Am Ende sind wir uns alle einig: Sächsisch schmeckt richtig gut! Müde und satt fallen wir ins Bett und schlafen wie Steine.
Am Sonntag geht es auf den Dresdner Genussmarkt. Auf dem Alten Schlachthof-Areal kann man hier an den verschiedensten Ständen entlangschlendern, gucken, kaufen und natürlich wieder: essen! Regionale Anbieter präsentieren Kaffee, Eis, Backwaren, Gewürze, Tee, Pasta und vieles mehr. Die Hallen füllen sich schnell, es gibt Schnittchen, durch Zufall treffen wir auf Lutz vom Plötzblog, der herrlich knusprige frische Dinkelbrötchen backt. Am Stand von Onkel Franz erfahren wir von dessen großartigen Konzept regionale Bauern und lokale Erzeugern anzufahren, die frischen Waren dort einzusammeln, an die Dresdner Gastronomie auszuliefern und in einem Ladengeschäft für Endkunden anzubieten. Die letzten heimischen Tomaten liegen aus, die ersten Kohlköpfe sind auch schon dabei. Auerochsen-Salami reiht sich neben lokales Bier und Käsespezialiäten aus dem Umland. Ein ganz fabelhaftes Konzept, das zum Erhalt der kleinen Betriebe im Umland sorgt. Bitte mehr davon!
Nach dem Sattsehen und Probieren ist unser Programm auch schon vorbei. Für die Rückreise bleibt aber noch etwas Zeit und unsere kleine Reisegruppe entschließt sich jetzt für das klassische Touriprogramm. Die Dresdner Altstadt empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und wir erkunden die Semperoper, schlendern durch den Garten des Zwingers und flanieren durch die Innenstadt zur Frauenkirche. Nachmittags entscheiden wir uns für einen deftigen Abschluss im Altmarktkeller und genießen Rouladen, Braten und Klöße, bevor es wieder nach Hause geht.
Auf dem Rückflug und in den folgenden Tagen, lasse ich Dresden und Umgebung noch mal Revue passieren. Was für eine wunderschöne Stadt, was für eine herrliche Region. Gebeutelt vom Krieg und dem regelmäßigen Elbhochwasser, hält man hier zusammen und baut alles wieder auf. Idyllische Stadtzentren, liebevoll eingerichtete Geschäfte und faszinierende mittelalterliche Gebäude: die Meißener und Dresdner sind stolz auf ihre Städte und tragen das auch nach außen. Die Menschen sind herzlich und freuen sich über ihre Gäste. Und die können es sich hier – vor allem auch in kulinarischer Hinsicht – so richtig gut gehen lassen. Meißener Weine, Dresdner Eierschecke, Braten mit Klößen und vieles mehr konnten mich begeistern und machen Lust auf mehr. Sachsen ist doch immer eine Reise wert!
Offenlegung: Ich wurde von der Kampagne So geht sächsisch. zur Genussreise durch Sachsen nach Dresden und Umgebung eingeladen. Darüber hinaus habe ich kein Geld für meinen Bericht oder meine Teilnahme an der Reise erhalten. Meine Bilder und Eindrücke stammen aus meiner persönlichen Erfahrung und geben ausschließlich meine eigene Meinung wieder.
7 Kommentare
Björn
3. Dezember 2015 um 8:31Liebe Maja,
das hast du wirklich schön geschrieben. Ich fühle mich direkt zurückversetzt in die urigen Gassen zu den herzlichen Memschen. 🙂
Liebe Grüße
Björn
Maja
3. Dezember 2015 um 13:51Vielen Dank! Ich mich auch. Es war richtig schön!
Viele Grüße
Maja
blacklove cat
3. Dezember 2015 um 11:59Danke für diesen fabelhaften Bericht, der Dresden wieder etwas mehr als freundliche, offene und sehr interessante Stadt beschreibt.
Liebe Grüße
Heike
Maja
3. Dezember 2015 um 13:51Sehr gerne! Genau so habe ich Dresden auch empfunden 🙂
Viele Grüße
Maja
Annette
3. Dezember 2015 um 16:27Hallo Maja, ganz lieben Dank für diesen Bericht. Ich liebe Dresden; war zuletzt 2013 dort. Doch jetzt habe ich bei Dir so vieles entdeckt.. ich muss da 2016 wieder hin. 🙂 Ganz lieben Dank für die Tipps und Dir eine schöne Adventszeit! Viele Grüße, Annette
Lena
4. Dezember 2015 um 10:53Eure Reise klingt ganz toll, da möchte ich auch mal wieder nach Dresden (und auch mal nach Meissen!)!
Ich bin ja ab und zu in Leipzig und das ist auch eine ganz tolle Stadt, die ich sehr mag und wo ich mir auch vorstellen könnte zu leben (nur die Arbeit…!).
Liebe Grüße
Lena
Kirsten
6. Dezember 2015 um 21:09Hallo Maja,
ich wohne ja in Dresden, von daher war dein Bericht für mich besonders interessant zu lesen – schön, dass es dir hier so gut gefallen hat 🙂 Ihr hattet offenbar echt ein super Programm, einige Programmpunkte kenne ich und fand ich auch toll – z.B. die Kaffe, Tee und Schokolade-Veranstaltung in der Porzellanmanufaktur, die kulinarische Führung durch die Neustadt, und auf dem Genussmarkt im Alten Schlachthof war ich letztens auch (allerdings eher spät am Tag, da habe ich euer Grüppchen wohl verpasst). Dann hoffe ich, dass dir Dresden in guter Erinnerung bleibt und es dich vielleicht mal wieder hierher verschlägt 🙂
Liebe Grüße,
Kirsten