Süß
Kölle Alaaf! Mutzenmandeln zum Rosenmontag
Heute ist Rosenmontag. Und weil ich in DER rheinischen Karnevalshochburg Köln wohne, habe ich am Rosenmontag traditionell frei. Ein inoffizieller regionaler Feiertag sozusagen. Karneval und ich sind uns allerdings noch nicht so ganz geheuer. Das liegt daran, dass ich erst vor gut 9 Jahren ins närrische Köln gekommen bin. (Wobei – was heißt erst – es ist immerhin gut 1/3 meines Lebens, das ich jetzt in Köln verbringe.) Ursprünglich komme ich aus dem beschaulichen Marburg an der Lahn, bis also gebürtige Hessin.
Die ersten 18 Jahre meines Lebens feierte ich deswegen Fastnacht, rief Helau (Wegen der Nähe zu Mainz! Nicht Düsseldorf [auch wenn die Mainzer das zugegebenermaßen nur übernommen haben]!) und aß Kreppel.
Dann kam ich hierher, feierte fortan Karneval, rief Alaaf und aß Berliner.
Obwohl ich nur 200 km von meiner ursprünglichen Heimat entfernt wohne, liegen karnevalistisch gesehen doch Welten dazwischen.
Und wie man sich vorstellen kann, herrscht in Köln während der fünften Jahreszeit und insbesondere mit Beginn des Straßenkarnevals der absolute Ausnahmezustand.
Da muss man sich zugegebenermaßen erst dran gewöhnen.
Ab Wieverfastelovend (= Weiberfastnacht) regieren die Jecken (= Narren) die Stadt. Das geht so weit, dass der Kölner am Donnerstag vor Aschermittwoch und am Rosenmontag nicht mehr normal einkaufen gehen kann, weil die Geschäfte spätestens ab Mittag geschlossen haben oder erst gar nicht aufmachen.
Ich mag die Zeit eigentlich ganz gerne, allerdings werde ich wohl nie ein echter Karnevalsjeck.
Sich am Rosenmontag in den Kölner Umzug zu stürzen, kommt für mich zum Beispieln nicht in Frage. Ich mag weder den schier unendlichen Alkoholkonsum noch drängende Menschenmassen.
Sich zu verkleiden und dabei kreativ auszutoben finde ich hingegen wirklich schön und bestaune Jahr für Jahr die unterschiedlichsten Kostüme.
Mehr als ein bis maximal zwei Aktivitäten mache ich aber in der Regel nicht mit, in diesem Jahr beschränkte es sich darauf, dass ich als “Jack(ie) Sparrow” verkleidet an Wieverfastelovend im Büro auftauchte.
Unser Veedelszug (= Umzug in meinem Stadtteil) findet erst am morgigen Veilchendienstag statt, allerdings bin ich da schon wieder normal arbeiten und werde so nichts davon mitbekommen. Maximal von der traditionellen Nubbelverbrennung.
Und am Aschermittwoch ist auch schon wieder alles vorbei.
Aber wie sagt man doch so schön: “Jeder Jeck ist anders!” und ich würde mich mal als Mittelding zwischen Oberjeck und Karnevalsmuffel bezeichnen. Tendenz allerdings eher zum Muffel wegen Bierseligkeit und Menschenauflauf.
Was ich aber natürlich aus dem Karneval mitnehme sind die regionalen und saisonalen Spezialitäten.
Da gibt es ja gewaltige Unterschiede und zu den traditionellsten Speisen gehören bestimmt die in Fett gebackenen Berliner, Krapfen und Mutzen.
Was ich aber ganz neu kennengelernt habe, als ich im Rheinland ankam, sind die so genannten Mutzenmandeln.
Nicht zu verwechseln mit den normalen Mutzen! Und Mandeln gehören in der Regel auch nicht hinein.
Stattdessen handelt es sich bei den Mutzenmandeln um ein Mürbeteiggebäck, was dann ebenfalls in Fett ausgebacken wird.
Es erinnert eher an Kekse oder Plätzchen und hat nichts mit Hefe-Berlinern oder Quark-Krapfen gemein (außer eben das Ausbacken).
Stattdessen wird für Mutzenmandeln ein fester Mürbeteig hergestellt, der ausgerollt wird und dann mit speziellen Mutzenmandeln-Formen ausgestochen wird. Diese Formen erinnern an Tropfen oder eben Mandeln, daher auch der Name. Ich bin allerdings nicht im Besitz einer solchen Form. In Köln daran zu kommen ist zwar nicht schwer, aber da ich auch nicht im Besitz einer Fritteuse bin und Fettgebäck sonst auch eher skeptisch gegenüber stehe, ist das so eines der wenigen Küchengeräte, auf die ich gut verzichten kann. Stattdessen kann man einfach mit Hilfe der Hände oder zweier Teelöffel kleine Gnocchiähnliche Bällchen formen. Diese werden dann im heißen Fett ausgebacken und dann optional noch in feinem Zucker gewält oder mit Puderzucker bestreut. Jeder Kölner Bäcker hat da aber seine eigene Herangehensweise und sein eigenes Rezept. Und natürlich hält jeder seins für das einzig wahre und urkölsche Rezept.
Rund um Karneval findet man Mutzenmandeln so nicht nur bei jedem regionalen Bäcker, sondern sogar im Discounter, doch bei 100g-Preisen um die 2 €, ist es mir das ehrlichgesagt nicht wert.
Deswegen ganz einfach selber machen!
Mutzenmandeln
ergibt ca. 20-30 Stück
170 g Mehl
1 Tl Backpulver
50 g Zucker
1 Ei
50 g Butter
1 kg hochwertiges Frittierfett
evtl. feinen Zucker zum Wälzen oder Puderzucker zum Bestäuben
Alle Zutaten für den Teig rasch verkneten, bis ein glatter, aber fester Mürbeteig entsteht.
Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und etwa 30 Minuten kalt stellen.
In der Zwischenzeit das Fett in einen hohen Topf oder eine Fritteuse geben und auf etwa 180 °C erhitzen.
Den Teig jetzt entweder fingerdick ausrollen und mit Hilfe einer Mutzenmandelform ausstechen, mit Hilfe zweier Teelöffel zu kleinen ovalen Häufchen formen oder einfach mit den Händen in etwa gnocchigroße Stücke teilen und rollen.
Jeweils etwa 5 Mutzenmandeln gleichzeitig im heißen Fett schwimmend ausbacken, bis sie gebräunt sind, das dauert etwa 3-5 Minuten, die Mutzenmandeln dürfen dabei nicht zu dunkel werden, sollen innen aber durchgebacken sind. Falls nötig die Hitze auf 175 °C reduzieren.
Die fertig gebackenen Mutzenmandeln mit einer Schaumkelle aus dem heißen Fett nehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Danach je nach Belieben in feinem Zucker wälzen, mit gesiebtem Puderzucker bestreuen oder ohne den zusätzlichen Zucker servieren.
Einige Kölner Traditionsbäcker verzichten auf diesen Zucker, ich finde die Mutzenmandeln dann aber auch nicht sonderlich ansehnlich, deswegen habe ich meine in feinem Zucker gewälzt.
Meine Mutzenmandeln sind leider auch einen Tick zu groß geraten, wenn man sie in Gnocchigröße formt, kann man aber nichts falsch machen.
Barbara von Barbaras Spielwiese hat dazu vor ein paar Tagen zu einem Kurzevent namens “Rezepte für die tollen Tage” aufgerufen und natürlich möchte ich mit meinem kleinen Ausflug in die Kölner Karnevalstradition gerne daran teilnehmen.
3 Kommentare
Christina
20. Februar 2012 um 18:40Bei mir gilt: Viel lieber als Karneval mag ich Karnevalsgebäck! Deine Mutzenmandeln sehen sehr lecker aus, ich finde sie so wie Du sie gemacht hast, mit Zucker, auch besser. Bitte ein paar rüberbeamen, danke! 😉
Barbara
23. Februar 2012 um 23:05Das ist ja alles interessant – danke fürs Teilen! Als Nicht-Kölnerin und Nicht-Hessin habe ich wieder was gelernt. Auch die Mutzenmandeln klingen lecker und hier gibt's die nicht – wäre also selbermachen angesagt…
Danke auch fürs Mitmachen beim Event!
Carolin von Caros Küche
30. Januar 2016 um 8:06Wahnsinn, wie toll deine Bilder auch vor Jahren schon waren ^^
Mutzenmandeln mag ich total gerne, kenne sie auch teils mit Orangengeschmack.
Lecker, lecker!