Fernreisen sind in diesem Jahr kein Thema – Urlauber beschränken sich auf Deutschland und das nahegelegene europäische Ausland. Dazu möchte ich heute eine Empfehlung für eine wunderschöne Region in der Schweiz aussprechen: Graubünden. Gerade im Herbst locken hier wunderschöne Landschaften. Und nach einem Spaziergang durch die Kastanienwälder hat man sich eine deftige Mahlzeit in Form von Capuns, Pizzoccheri und Co. mehr als verdient. Schon im vergangenen Herbst, auf den Tag genau vor einem Jahr, habe ich euch bei Instagram mit in den größten Kanton der Schweiz genommen und an Kultur, Landschaft und Genuss teilhaben lassen. Hier könnt ihr meine Graubünden-Story noch mal in den Highlights nachgucken: Graubünden. Und hier im Blog kommt jetzt noch mal die ausführliche Version mit meinen Tipps zum Thema: Von Capuns bis zur Bergeller Kastanientorte – Klassiker und unbekannte Gerichte der Graubündner Küche. Heute geht es mit dem ersten Teil los: Graubünden kulinarisch entdecken!
Graubünden ist ein Alpen-Kanton in der Südostschweiz und grenzt direkt an Italien. Er ist zwar flächenmäßig der größte Kanton, gleichzeitig aber auch durch die Berglage am Wenigsten besiedelt. Die Amtssprachen hier sind Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch – Graubünden ist damit der einzige Kanton mit drei Amtssprachen. Und wusstet ihr, dass der Rhein hier in Graubünden entspringt? Später noch mehr dazu!
Von Zürich nach Fürstenau auf Schloss Schauenstein – Graubünden kulinarisch entdecken
Unsere Reise nach Graubünden beginnt am Flughafen von Zürich und führt uns mit dem großartig ausgebauten öffentlichen Nahverkehr bis nach Fürstenau. Eine gefühlte Ewigkeit fährt man am in der Sonne glitzernden Zürichsee entlang und versteht jetzt erst die Dimension dieses beeindruckenden Gewässers. Über Chur und Thusis umgestiegen, erleben wir die letzte Etappe mit dem Postauto. Hier steigt man jedoch weder in eine Postkutsche noch in das Fahrzeug des DHL-Lieferanten. Postauto ist hier der Linienbus, der auch jede noch so kleine Gemeinde regelmäßig anfährt.
Fürstenau ist eine solche nahezu winzige Gemeinde mit etwa 340 Einwohnern. Früher besaß sie das Stadtrecht und bezeichnet sich deswegen selbst als “kleinste Stadt der Welt”. Das winzige Städtchen ist aber auch über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt. Schloss Schauenstein, hier auch “Oberes Schloss” genannt, wurde seit 2003 nicht nur zum Hotel und Restaurant umgebaut. Seit 2010 führt das gleichnamige Restaurant von Andreas Caminada 3 Michelin-Sterne.
Wir besichtigen hier als Erstes die schlosseigene Casa Caminda Bäckerei. Hier wird das Brot sowohl für das Sternerestaurant als auch für das zweite Restaurant Casa Caminada und zum Verkauf im eigenen Laden gebacken. Auch wir dürfen ran und eigene Laibe formen und Brote backen. Wie das hier duftet!
Abendessen und Frühstück in der Casa Caminada von Andreas Caminada
Wir genießen abends zum Dinner regionale Spezialitäten der Spitzenklasse. Nicht im Schloss, sondern in der Casa Caminada. Hier ist es nicht weniger edel, dafür ist alles etwas minimalistischer und cleaner designt. Mir gefällt es hier ausgesprochen gut und das Essen ist fantastisch: Capuns und Pizzoccheri stehen für die Region wie kaum ein anderes Gericht. Zu Capuns später noch mehr. Pizzoccheri sind köstliche Nudeln aus Buchweizenmehl und Weizenmehl, die mit cremiger Sauce und Röstzwiebeln serviert werden. Das Kalbsgulasch ist wunderbar zart und die Pflaumentartes mit zart schmelzendem Eis zum Dessert bilden den krönenden Abschluss eines wunderbaren Abends mit lieben Menschen. Außerdem dürfen wir einen Blick in den prall gefüllten Vorratskeller unter dem Restaurant werfen. Den wünscht sich vermutlich jeder Foodie zu Hause…
Ins Besteck auf den Tischen habe ich mich im Übrigen so sehr verliebt, dass ich mir einen Satz kaufen musste. Andreas Caminada arbeitet hier nämlich mit einem lokalen Schmied zusammen, der jedes Stück in Handarbeit fertigt. Das hat natürlich seinen Preis, dafür habe ich jetzt einen wahren Schatz zu Hause, sorgsam auf Heu gebettet und in einer Schatulle aufbewahrt. Da wo andere Wert auf Juwelen und Diamanten legen, habe ich mir handgeschmiedetes Esswerkzeug angelegt. Eisenpfannen werden in der Schmiede übrigens auch gefertigt. Solltet ihr mal die Gelegenheit haben dorthin zu kommen und die Schmiede zu besichtigen – ergreift sie. Und nehmt genug Geld mit!
Zum Frühstück am nächsten Morgen treffen wir uns hier wieder in der Casa Caminada. Regionale Spezialitäten wie Wurst und Käse, frisches Obst und das köstliche Brot aus der hauseigenen Bäckerei sorgen für einen fantastischen Start in den Tag. Ebenso der Kaffee, der auch direkt hier am Schloss in der hauseigenen Rösterei von Black & Blaze geröstet wird. Satt und zufrieden bekommen wir danach noch eine exklusive Führung von Andreas Caminada durch das Schloss und die Küche.
Casa Caminada
Obergass
CH-7414 Fürstenau
https://www.casacaminada.com/
Schloss Schauenstein
Schlossgass 77
CH-7414 Fürstenau
https://schauenstein.ch/
Capuns wickeln bei Andreetta Schwarz im Gasthaus Alte Post in Zillis
Obwohl wir hier aus Fürstenau eigentlich gar nicht weg wollen – Schloss Schauenstein und die Casa Caminada haben uns in ihren Bann gezogen – machen wir uns auf den Weg nach Zillis. Im urigen Gasthaus Alte Post lernen wir heute nämlich bei einer wahren Meisterin, wie man Capuns wickelt. Capuns sind köstliche Mangoldwickel mit einer Art Spätzlefüllung und bekannt für diese Region. Schon Jamie Oliver hat bei Andreetta gelernt, wie man diese lokale Bündner Spezialität zubereitet! Sie ist also DIE Fachfrau für das Thema.
Das Gasthaus ist urig und gemütlich und wir drängen uns in die Küche, um zu lernen, wie auch wir meisterhafte Capuns zubereiten können. Die wir dann natürlich auch zum Mittagessen genießen dürfen. Schon an Tag zwei merken wir schnell: Hungrig geht hier keiner nach Hause. Hätten wir mal beim Frühstück nicht so zugeschlagen. Und so wandern wir ein bisschen durch den Ort, genießen das Bergpanorama und beobachten die hübschen Schweizer Kühe beim Grasen.
Gasthaus Alte Post
Andreetta Schwarz
Hauptstrasse 36
CH-7432 Zillis
https://alte-post.ch/
Viamala-Schlucht und Rofflaschlucht – Natur entdecken in Graubünden
Nachmittags fahren wir weiter nach Andeer. Auf dem Weg liegen zwei beeindruckende Schluchten, die einen Zwischenstopp wert sind. Die Viamala-Schlucht ist eine jahrtausendealte Schlucht mit über 300 m hohen glatten Felswänden, die sich per Treppenstufen erkunden lässt.
Die Rofflaschlucht (heute nennt man sie übrigens meistens Roflaschlucht) erreicht man durch einen urigen Gasthof. Im Garten hinter dem Restaurant beginnt quasi der kurze Wanderweg in die beeindruckende Felsengalerie, die schließlich am Wasserfall des Hinterrheins endet – hier steht man direkt unter dem Rhein! Zwischen 1907 und 1914 wurde hier in 7 Jahren Arbeit und mit 8.000 Sprengungen eine Felsengalerie geschaffen, die von den Niagara-Fällen inspiriert wurde. Ich finde es faszinierend und wunderschön hier. Gerade im Herbst, wenn das türkisblaue Wasser sprudelnd durch die Schlucht schießt ist vor allem die Rofflaschlucht in meinen Augen einen Besuch wert.
Viamala-Schlucht
Gästeinformation Viamala
7430 Thusis
www.viamala-schlucht.ch
Rofflaschlucht
Familie F. Melchior-Lanicca
Rofflaschlucht 141
CH-7440 Andeer
https://www.rofflaschlucht.ch/wasserfall.html
Die Dorfsennerei in Andeer
Maria und Floh (der in Wirklichkeit Martin heißt) betreiben seit 2001 die Dorfsennerei in Andeer und verkaufen den produzierten Käse hier auch direkt im eigenen Laden. Jeden Morgen um 7 Uhr bringen die Bauern aus der Region die frische Milch vorbei. Oft zu Fuß mit dem Handkarren. Das ist so herrlich entschleunigend und hat uns gerne um 6 Uhr aufstehen zu lassen, um diese besondere Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. Diese Stille am Morgen im Zentrum des beschaulichen Dorfes. Und dann Maria, die gut gelaunt wie jeden Morgen die frische Rohmilch abpumpt und sich ans Tagwerk macht köstlichen Käse zu produzieren. 1.000 Liter am Tag im Sommer und etwa 1.700 Liter jetzt im Herbst kommen in der Sennerei an. Die beiden zahlen dabei übrigens 1 Rappen pro Liter mehr an die Bauern, die ihre Kühe mit Hörnern halten.
Insgesamt werden in der kleinen Dorfsennerei im Jahr 400.000 Liter Milch von 5 regionalen Bauern zu wunderbarem Käse verarbeitet, den wir natürlich auch ausgiebig verkosten dürfen. Die Bauern halten im Schnitt nicht mehr als 20 Kühe und die Tiere geben nur um die 10 Liter Milch am Tag. Kein Vergleich zu den Hochleistungskühen, die sonst als Milchkühe gehalten werden. Und obwohl Graubünden eigentlich keine typische Käseregion ist – es gibt insgesamt nur um die 12-14 Käsereien – beträgt der Anteil an Biobetrieben schon 50 %. Auch kleine Bauernhöfe haben auf Biohaltung umgestellt, so dass es hier schon fast selbstverständlich ist.
Insgesamt 20 Sorten Käse kann man in der Dorfsennerei bestaunen, probieren und kaufen. Bevor der Käse in die Verkaufstheke wandert, darf er – je nach Sorte – zwischen 3 und 18 Monaten im 400 Jahre alten Kellergewölbe reifen. Ein wunderbarer Ort ist das hier, an dem Tradition auf Moderne trifft. Schon 2001 haben Maria und Floh die Sennerei übernommen und stetig weiterentwickelt. Sowohl die Käserei als auch der Käsekeller sind dank eines großen Umbaus 2018 auf dem aktuellen Stand der Technik. Und doch ist das meiste wie jeher Handarbeit. Einen Bummel durch das beschauliche Andeer sollte man auch auf jeden Fall mit dem Besuch in der Sennerei verbinden.
Sennerei Andeer/ Stizun da Latg
Maria Meyer und Martin (Floh) Bienerth
CH-7440 Andeer
https://www.sennerei-andeer.ch/
Chur kulinarisch entdecken – der Hauptort von Graubünden
Unser letzter Stopp ist in Chur, im Hauptort vom Kanton Graubünden. Mit Poschti und Bahn geht es zurück über St. Moritz und weiter bis in die Alpenstadt. Hier übernachten wir im hübschen 4-Sterne Romantik Hotel Stern im Zentrum und genießen am Abend erneut Spezialitäten in in den Veltliner Weinstuben zum Stern. Capuns und Pizzoccheri gehören wir ebenfalls fest auf die Speisekarte. Außerdem lernen wir noch Maluns kennen – ein deftiges Kartoffelgericht aus der bäuerlichen Bündner Küche.
Am letzten Tag unserer Reise begleitet uns eine Stadtführerin zum Thema Alpenstadt Häppchen – gspunna guat! durch das Zentrum von Chur. Hierbei lernt man nicht nur die Altstdadt kulinarisch kennen, sondern darf sich an verschiedenen Stellen durch die lokalen Spezialitäten wie Eis, Schokolade, Nusstorte, Salsiz und Röteli-Likör probieren.
Chur Tourismus
Bahnhofplatz 3
CH-7001 Chur
https://www.churtourismus.ch
Romantik Hotel Stern und Veltliner Weinstuben zum Stern
Reichsgasse 11
CH-7000 Chur
https://www.stern-chur.ch/
Das war Teil 1. Morgen geht es hier weiter und ich nehme euch mit ins Bergell – hier dreht sich dann alles um das Thema Kastanien und Maroni: Kulinarisch durch den Herbst – Graubünden in der Schweiz entdecken: Kastanien und Maroni
Noch mehr Futter aus und über Graubünden
Magsfrisch: Kapriolen für Kastanien & ein Reisetipp
Magsfrisch: Kastanienfestival
Princess.ch: Kastanienkuchen aus dem Bergell und ein Reisetipp
Dinner um Acht: GRAUBÜNDEN – TIPPS FÜR EINE KULINARISCHE HERBSTREISE MIT VIELEN MARONEN, CAPUNS UND PIZZOCCHERI
Außerdem hat Claudia ein tolles Rezept für Capuns nach Andreas Caminada veröffentlicht: Graubündner Capuns.
Ich wurde von Graubünden Ferien, Viamala Tourismus, Bregaglia Tourimus, Chur Tourismus und der Casa Caminada zu dieser Reise eingeladen. Vielen Dank dafür!
5 Kommentare
Bine
7. Oktober 2020 um 13:26Ganz toller Beitrag, liebe Maja! Deine Fotos und Dein Bericht machen große Lust auf eine Reise in die Schweiz!
Ich war schon eeewig nicht mehr dort, zu letzt als Kind 😉 Aber da habe ich die Umgebung natürlich mit ganz anderen
Augen gesehen.
Zu gern würde ich da nochmal hin,
Liebe Grüße
Bine
Maja
7. Oktober 2020 um 15:40Vielen Dank für deinen netten Kommentar, Bine! Gerade in diesem Jahr habe ich auch echt Fernweh und würde gerne noch mal in die schöne Schweiz reisen.
Liebe Grüße
Maja
Nicole
8. Oktober 2020 um 13:45Wow, das kam unerwartet. Weisst du wo ich letzte Woche klammheimlich in den Ferien war? Ich glaube dein nächster Beitrag handelt davon. 😉 ich freue mich darauf. Danke noch für die Verlinkung.
Holle
9. Oktober 2020 um 22:03Ja, Maja, wirklich ein absolut wunderschöner Beitrag. Ich bin ganz angetan! 😍
Maja
10. Oktober 2020 um 14:11Ganz lieben Dank!